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  • AutorenbildJakob Hysek

Manchmal muss man Versprechen brechen - Warum ich gekündigt habe - Teil IV

Als ich meine neue Rolle anfing versprach ich mir selbst drei Jahre lang in dieser Position zu bleiben, und das meinte ich auch so. Ich glaube, dass man mindestens diese Zeitspanne braucht, um einen Job zu lernen, zu verstehen und zu meistern. Aber das Leben hat die Angewohnheit, einem einen Strich durch die Rechnung zu machen. Ich habe nach nur einem Jahr gekündigt.


Ich habe nicht nur als AE gekündigt, sondern meinen ersten Arbeitgeber nach 6 Jahren verlassen. Diese Entscheidung war eine harte Nuss für mich, die mich mehrere Monate lang beschäftigte. Während dieser Zeit bemerkten meine Freundin und meine besten Freunde das und machten sich Sorgen um meine Stimmung und mein Temperament.


Als ich mich endlich durchgerungen hatte und kündigte fühlte ich mich befreit und erleichter. Dieses Gefühl versicherte mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Sechs Jahre im Vertrieb von Unternehmenssoftware war ein unvergleichlicher Start in meine berufliche Laufbahn, eine großartige Erfahrung mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten. Ich hatte mit einer Vielzahl von Unternehmen unterschiedlicher Größe und Industrien zu tun. Ich konnte sehen, wie sie arbeiten, wo sie Probleme haben und wie Prozesse durch Software unterstützt oder verzerrt werden können.


Was noch besser ist: Ich konnte sehen, wie diese Unternehmen Entscheidungen treffen und konnte Erfahrungen machen, diesen Entscheidungsprozess zu beeinflussen. All das war interessant, aber befand ich mich immer in einer Bubble und dachte, dass Unternehmen sich jeden Tag Gedanken darüber machen, wie sie optimieren können. Ich versuchte, sie davon zu überzeugen, dass wir die besten Antworten und Lösungen dafür haben. Während dieser Übergangsfrist fand ich heraus, dass diese Bubble definitiv nicht alles war, was ich aus beruflicher Sicht sehen wollte.

 

Ich wollte nie Software Experte werden und sah mich auch nicht die Karrierleiter in einem Konzern hinaufklettern.

Vor allem nicht in einem Unternehmen, das sich schon seit einiger Zeit in einer schwierigen Transformation befand. Niemand mag Veränderungen, und mein ehemaliger Arbeitgeber ist immer noch damit beschäftigt, sich auf seine neue Strategie einzustellen. Diese Anpassung fühlte sich buchstäblich an wie der Kurswechsel eines Öltankers - schwierig und langsam. Hinzu kommt, dass man im Vertrieb mit ständig wachsenden Quoten und neuen Anreizprogrammen konfrontiert wird, die auf eine Strategie ausgerichtet sind, für die die meisten unserer Kunden nicht bereit waren.


In der Schule lernt man zuerst seine Hausaufgaben zu machen. Die meisten meiner Kunden versuchten und scheiterten oft immer noch Software zu implementieren, die sie Jahren zuvor lizenziert hatten. Von der Berechnung der Rentabilität dieser Investitionen will ich gar nicht erst reden. Anstatt Probleme zu beheben und die Kunden auf ihrem Weg zu unterstützen, war die Antwort, die man intern erhielt, meist, dem Kunden ein zusätzliches neues und teures Produkt schmackhaft zu machen.


Ich persönlich verlor das Vertrauen in meine Arbeit und kam mir schäbig vor. Ich wurde einmal gezwungen einem Kunden zu sagen, dass ich für ihn Produkte nur rabattieren kann, wenn er zusätzliche Lizenzen kauft. Der Kunde war weder bereit, diese zusätzlichen Lizenzen zu kaufen, noch benötigte er sie und am Ende wurde der gesamte Deal abgebrochen.


Zusätzlich kämpfte ich intern um meine vertraglich verdiente Bonuszahlung. Erst die Androhung rechtlicher Schritte hat diese Angelegenheit beigelegt, und ich kann bis heute nicht verstehen, warum ein Unternehmen so etwas versucht.

 

Ich musste etwas verändern, brauchte etwas Neues und vor allem Anderes.

All das führte dazu, dass ich Sinn und Spaß an dem, was ich tat, verlor. Ich brauchte eine Veränderung und wie das Leben so spielt, klopften neue Möglichkeiten an meine Tür. Ich kam ich in Kontakt mit einem österreichischen Scale-up und einem österreichischen Start-up. Beide standen vor spannenden Herausforderungen, das Scale-up musste wachsen und das Start-up war kurz vor der Gründung. Nach mehreren Treffen und Vorstellungsgesprächen beschloss ich, mich einer völlig neuen Herausforderung zu stellen, indem ich bei einem digitalen Bildungs-Start-up einstieg und versuchte, es von Grund auf mit aufzubauen.


Ich befand mich für einige Monate auf dieser neuen Reise. Es war eine Herausforderung, die Spaß gemacht hat und eine steile Lernkurve für mich bot. Ich bin froh, dass ich den Sprung gewagt habe und das Sicherheitsnetz eines hohen Gehalts und toller Vergünstigungen für eine Gelegenheit verlassen habe, die sich normalerweise nicht allzu oft bietet. Ich kann nur jeden ermutigen, manchmal den Sprung zu wagen und etwas Neues auszuprobieren!

 

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